Was wissen wir heute über die Entstehung von ADS?

Erst im Verlauf der letzten 15 Jahre konnte die Forschung entscheidende Erkenntnisse über die Entstehung von ADS / ADHS gewinnen. Dank moderner bildgebender Verfahren in der Gehirnforschung und neuerer gentechnischer Untersuchungen konnte eindeutig bewiesen werden, dass ADS vorwiegend genetisch bedingte, neurobiologische Ursachen hat und nicht als rein psychologische Störung erklärt werden kann.

  • Forschungsergebnisse

    1990 konnte erstmals durch moderne bildgebende Verfahren gezeigt werden, dass in bestimmten Hirnregionen von ADS-Patienten bei einer kognitiven Tätigkeit (Lösen von Rechenaufgaben) nur eine verminderte Aktivität mobilisiert werden kann.

    1998 wurde von der gleichen Forschergruppe beschrieben, dass für diese Aktivitätsverminderungen ein Mangel an Neurotransmittern (v.a. im dopaminergen System) verantwortlich zu sein scheint.

  • Was ist Dopamin?

    Dopamin ist das Endprodukt eines körpereigenen, neurobiologischen Prozesses. Es hat als sogenannter Neurotransmitter hemmende Funktion in Gehirnregionen, die für die Impuls- bzw. Selbstkontrolle und für Aufmerksamkeitsprozesse (z.B. die Selektion relevanter Reize) verantwortlich sind. Auch die Kraftbewegungsdosierung in der Fein- und Grobmotorik sowie Gedächtnisprozesse werden durch Dopamin beeinflusst. Daneben zeigen viele ADS-Patienten Schwierigkeiten in der Regulation und Wahrnehmung körpereigener Steuerungsprozesse (z.B. Schlaf-Wach-Rhythmus, Blasen- und Darmkontrolle, Thermo- und Herz-Kreislaufregulation, Hunger- und Durstbedürfnis).

  • Neurologisch betrachtet...

    …ist ADS ein sehr komplexes Geschehen, da ein Dopaminmangel zu einem Ungleichgewicht im gesamten Neurotransmitterhaushalt führt. Die Forschungen über derartige Auswirkungen, z.B. im seroto- nergen und noradrenergen System sind noch lange nicht abgeschlossen.

  • Was sind die Ursachen?

    Die Ursache für die Dopaminveränderung ist nach neueren Forschungsergebnissen genetisch-familiär bedingt. Auch groß angelegte Zwillings- und Adoptionsstudien haben den Verdacht auf eine genetische Disposition weit- gehend bestätigt.

  • Psychosoziale Faktoren

    Es ist unumstritten, dass auch psychosoziale Faktoren eine wichtige Rolle spielen. Ungünstige Familienverhältnisse, die z.B. durch Unberechenbarkeit und mangelnde Struktur gekennzeichnet sind, beengte Wohnverhältnisse, ein fehlendes tragfähiges soziales Netzwerk können Symptom-verstärkend auf ADS-betroffene Kinder wirken.